Hochwasser

Hochwasser ist eine der schlimmsten Naturkatastrophen, die man sich vorstellen kann. Man ist dabei fast machtlos und muss zusehen, wie das ganze Hab und Gut im Wasser untergeht und verdorben wird. Bevor die Illregulierung den Fluss in seine Grenzen verwies, gab es Katastrophen von nie geahntem Ausmaß.

Die Ill wurde oft zum reißenden Gebirgsbach, der Ernten, Vieh, die Häuser und die Familien bedrohte. Schon früh versuchten die Flussnachbarn die Ill zu regulieren. Dabei gab es oft Streit und Feindseligkeiten.Mit Wuhren, kastenförmigen Bauten aus Holz, Stein, Sand und Weidengeflechten, wurde die Ill gezähmt, bis zum nächsten Hochwasser.

1762

Im Jahre 1762 kam es im Frühling in den Alpen zu starken Ausaperungen. Die Ill trat über die Ufer und verwüstete viele Dörfer. Auch in Schlins stand Frommengärsch gänzlich unter Wasser. Die Ill riss alles mit sich, was nicht verankert oder in Sicherheit gebracht wurde. So schwammen fortgespülte Sägehölzer in der Hauptstraße 1 durch die Tenne. Dieses Hochwasser wurde als das schlimmste der letzten 500 Jahre bezeichnet. Der Nenzinger Pfarrer soll "unter Kreuz und Fahnen" zum Wasser gezogen sein um die Hilfe Gottes zu erbitten, umsonst.

1892

Im Juni 1892 wurde der vor drei Jahren neu errichtete Illsteg zur Haltestelle Schlins mitsamt der Wuhr fortgespült. Obwohl alle arbeitsfähigen Männer mit Hilfe der Sturmglocken zum Frondienst gerufen wurden und sogar Leute aus den umliegenden Gemeinden zu Hilfe eilten, riss die Ill ca. drei Hektar fruchtbaren Bodens mit sich fort. Da sich Schlins außerstande sah, den Übergang zur Haltestelle mit Steinen wiederherzustellen, half damals Satteins aus. Mit Zweispännern wurden Steine über das Feld zwischen Schlins und Satteins heraufgeführt.

Alsbald konnte man vermelden, dass die Gefahr einer neuerlichen Überschwemmung gebannt sei. Diese Arbeiten waren jedoch teuer und Schlins musste sogar ein Darlehen in der Höhe von 2000 Gulden aufnehmen und eine Staatsschulverschreibung von 1000 Gulden verwerten.

1894

Nur 2 Jahre später überflutete die Ill im Juli den Schlinser Bahnhofweg erneut. Die neu errichtete Illbrücke war wieder in Gefahr. Jedoch hatte der Schlinser Vorsteher Andreas Bernhart die Gefahr rechtzeitig erkannt, er ließ Wachen aufstellen und diese entfernten den Schirmbeschlag unter der Brücke sodass das Wasser unter und ober der Brücke hinwegströmen konnte.

Schon am 4. September stand wieder die ganze Au unter Wasser. Obwohl es nicht sonderlich geregnet hatte, wunderten sich die Schlinser, als mehrere Pferde, die während der Nacht in der Au weideten, am Morgen bis zum Bauch im Wasser standen und sich nicht vor noch zurück trauten. Auch eine Notbrücke zum Bahnhof wurde mitgerissen, die Brücke über die Ill hielt aber stand.

1910

Das zerstörerischste Hochwasser in der Neuzeit ereignete sich am 14. und 15. Juni 1910. Infolge sehr warmen Frühlingswetters kam es zum raschen Abschmelzen des Altschnees in den Bergen. Starker Regen am 13. Juni konnte von der Erde nicht aufgenommen werden und so kam es zur Katastrophe. Die Wuhren wurden hinweggeschwemmt und die Ill trat auf der gesamten Länge über die Ufer. Eine braune Flut ergoss sich über Gais, Frommengärsch und die unteren Ortsteile von Schlins. In Ludesch brach der Holzrechen, die Flut ergoss sich in Richtung Schlins, die Wuhr bei der Gießenmündung brach auf einer Länge von 15 Metern und infolgedessen war die Au entlang der Ill von Bludesch über Schlins bis zur Fabrik in Satteins zur Gänze unter Wasser. Es bildete sich ein See von Beschling bis zum Dafenzhang. Die Bewohner aus Frommengärsch, cirka 40 Familien, mussten alle ausziehen und in höhergelegenen Häusern untergebracht werden.

Eine Frau wurde durch Andreas Rauch mit seinem Pferd aus dem überschwemmten Gebiet gerettet. Beim Gasthof Hecht wurde die Fassade unterspült, es enstand ein Loch so groß, dass man "einen Kachelofen selbst hineinwerfen hätte können".  Die Ernte wurde weitgehend vernichtet. Das Loch, das 1892 die Ill weggerissen hatte, wurde bei diesem Hochwasser mit Schlamm wieder gefüllt. Aber es entstanden durch die Schlammablagerungen auch verbesserte Böden, so zum Beispiel in den Steinwiesen.

Wie wild und unberechenbar die Ill war, zeigt sich daran, dass wegen der neu errichtetet Eisenbahnlinie 1889 eine Holzbrücke über die Ill errichtet wurde die in den Jahren 1910, 1912, 1918 und 1927 weggerissen wurde. Erst im Jahre 1929 wurde die erste Betonbrücke, der berühmte Katzenbuckel, über die Ill gebaut, die den Wassermassen einigermaßen standhielt.

zerstörte Gurtgasse, im Hintergrund Hauptstraße 77a
zerstörte Gurtgasse, im Hintergrund Hauptstraße 77a

1965

 Ein Starkregen am 10. und 11. Juni 1965 verursachte starke Überschwemmungen. Die instandgesetzte Gurtgasse wurde auf einer Länge von 65 Metern zerstört. Der Friedhof samt Leichenhalle wurde durch den Wiesenbach 80 Zentimeter hoch überflutet. Der Wiesenbach setzte die Sennereistraße, die Steinwiesen und 12 Häuser zum Teil bis in den Wohnbereich unter Wasser.

Gemischtwarenhandlung Mähr, Hauptstraße 92
Gemischtwarenhandlung Mähr, Hauptstraße 92

Durch die Überflutung der Dorfstraße wurde hier eine Entlastung gebracht. Am Abend des 10. Juni wurden die Feuerwehren von Feldkirch-Stadt, nenzing, Bludesch, Thüringen, Motten-Mariex, Frastanz, Röns und Schnifis zu Hilfe gerufen. Auch Die Firmen Fetzel aus Schlins, Hartmann in Bludesch und Rinner aus Thüringen stellten große Pumpen zur Verfügung. Doch auch diese konnten nicht verhindern, Dass große Teile der Balottawiesen und der Walgaustraße unter Wasser gesetzt wurden.

Walgaustraße 10
Walgaustraße 10

Das Geschiebe des Vermülsbaches verlegte die Einmündung des Wiesenbaches, sodass die Walgaustraße einen halben Meter hoch überflutet wurde. In der Walgaustraße 9 öffnete man beide Tennentor, damit das Wasser duch die Tenne durchfließen konnte. Die Häuser mussten schlussendlich geräumt werden.

Insgesamt wurden im Gemeindegebiet von Schlins 46 Häuser durch das Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen.

Bontatobel 1999
Bontatobel 1999

1999

Zu Pfingsten, am 21 bis 32. Mai 1999, wurde Schlins schon wieder von nahezu jedem Bächlein überflutet. Sie traten über die Ufer und brachten Wasser, Elend und Zerstörung.

Neben der Volksschule und dem Wiesenbachsaal waren auch rund 120 Privathaushalte betroffen. Der Wiesenbach überflutete die Wiesen im Gebiet Balotta, der Vermülsbach brachte abertausende von Kubikmetern Geschiebe mit ins Tal.

Die Starßenverbindung nach Satteins wurde gesperrt, da das Rotterbächle die Riedwiesen überschwemmte. Das Tribulanbächle suchte sich einen neuen Verlauf, floss über die Quadernstraße herunter bis es in den Abwasserschächten der Kreuzgasse verschwand. Das Jupidentbächle, ein normalerweise harmloses Gewässer trat oberhalb des Schwimmbades aus den Ufern und überschwemmte große Teile des Sägackers.

Balottawiese
Balottawiese

Auch die Ill zeigte wieder einmal seine Gefährlichkeit. Sie fraß sich an die Autobahn heran, sodaß diese gänzlich gesperrt werden musste und die Gefahr bestand, dass die Ill ausbricht. Viele Feuerwehrmänner waren pausenlos im Einsatz, bis zur völligen Erschöpfung, aber auch viele freiwillige Helferinnen und Helfer versuchten, das Schlimmste zu verhindern. Gott sei Dank musste man kein Menschenleben beklagen. Doch die Schäden beliefen sich auf rund 15 Millionen Schilling.

Bagger beim Schotterfang im Bontatobel
Bagger beim Schotterfang im Bontatobel

2005

Das letzte große Hochwasser beklagte man im August 2005. Nach heftigen Regenfällen traten, wie beim Hochwasser 1999 alle Bäche über die Ufer. Dank dem vorbildlichen

Einsatz der Feuerwehr, der

Bauhofmitarbeiter, von beauf-

tragten Firmen und von freiwilli-

gen Helfern sowie Dank der seit

dem Hochwasser 1999 bereits

getroffenen Verbesserungen im

Hochwasserschutz haben sich die Schäden dieses Mal, obwohl noch um ein vielfaches mehr an Wasser zu bewältigen war, in Grenzen gehalten. Sorgen bereitete wiederum der Vermülsbach. Das Bachbett oberhalb der Furt im Bontatobel wurde mit Geschiebe verlegt und der Bach suchte sich in diesem Bereich einen neuen Lauf.

Das Geschiebefangbecken war in kürzester Zeit voll und ein Großbagger und Traktoren waren rund um die Uhr damit beschäftigt, Material aus dem Bachbett abzuführen. Damit konnte verhindert werden, dass der Vermülsbach im Siedlungsgebiet über die Ufer trat. Bei der Brücke auf Höhe des Hauses Jamer musste laufend  Schwemmholz entfernt werden,  um eine

Verklausung zu verhindern.

Vermülsbach Jamer
Vermülsbach Jamer

Kurzzeitig ist der Vermülsbach trotz aller Anstrengungen zwischen Bildstöckle und Brückenmauer über die Ufer getreten. Auch zwischen  der Kreuzstraße und der Brücke zum Betriebsgelände Fetzel trat der Vermülsbach rechtsseitig  über das Ufer und das Wasser floss über die L 74 in Richtung Satteinser Feld ohne besondere Schäden anzurichten. Bei der Brücke über die L 50 musste schon wie gewohnt das Bachbett laufend ausgebaggert werden. Dennoch war das Brückenprofil zu klein und floss das Wasser zwischen zwei geschütteten Schotterdämmen über die Landesstraße ab. Die L 50 war deshalb für längere Zeit gesperrt. Oberhalb des Mündungsbereiches trat der Vermülsbach über die Ufer, da der Gießenbach die Wassermengen nicht mehr abführen konnte.

Quadernstraße
Quadernstraße

Das Vermülsbach Hochwasserschutzprojekt zwischen Kreuzstraße und Walgaustraße sollte dringend weiterverfolgt werden, wobei die Vergrößerung des Brückenquerschnittes dringend einzufordern ist.

Das Bachbett des Wiesenbaches war zwar ordentlich voll. Er trat jedoch erst unterhalb des Siedlungsraumes im Mündungsbereich zum Gießenbach über die Ufer und verursachte dieses Mal kaum Schäden. Die Absperrung des Gießenbaches beim Dabalada und die Öffnung der Abflussschleuse sowie die Öffnung des Oberwasserkanals oberhalb des E-Werkes Metzler wurden frühzeitig veranlasst und die Zusammenarbeit mit den Kraftwerksbetreibern hat bestens funktioniert.

Tribulanbächle
Tribulanbächle

Das gerade erst im Oberlauf renaturierte Tribulanbächle machte im Abschnitt zwischen Einlauf in die Verrohrung und Quadernstraße seinem Namen wieder alle Ehre. Die Verrohrung konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen und spülte den Privatweg zum Haus Gieselbrecht vollkommen weg.

In weiterer Folge floss das Wasser über die Quadernstraße in Richtung Kreuzstraße, drang in einen Privatkeller ein und verlegte die gesamte Straßenkanalisation. Am tiefsten Punkt auf Höhe der Tischlerei Hartmann stand das Wasser in der Kreuzstraße über 30 cm hoch und füllte den Holzlagerkeller der Tischlerei.

Aufgrund des Hochwasserschutzausbaues beim Jupidentbach ist es mit größtem

Einsatz der Hilfskräfte gelungen, die Ableitungskanäle freizuhalten und das über den Hallenbadweg in das Siedlungsgebiet abfließende Wasser über die dortige Straßenkanalisation abzuleiten. Aus dem Jupidenthang austretendes Quellwasser konnte nicht gefasst werden und ist über den Skaterplatz oberflächlich entlang dem Hangfuß in Richtung Sägacker abgeronnen. Im Sägacker machte der Grundwasseranstieg ab den Morgenstunden des 23. August größere Sorgen und führte auch in einigen Wohnhäusern zu Wassereintritten.

Jupidentbächle
Jupidentbächle

Die Riedbächleableitung hat im neu ausgebauten Abschnitt funktioniert. Kurzzeitig war der Ableitungskanal in Richtung Wiesenbach auf Höhe des Wohnhauses Meyer überlastet und das Wasser ist über den Obdorfweg in Richtung Kirchstraße abgeflossen.

Probleme sind mit dem Verbandssammler der ARA Walgau im Bereich Töbelegasse aufgetreten. Wassereintritte aus dem Schnifner Ried führten zu einer Überlastung des Kanals und dadurch  wiederum in einigen Hauskellern zu Überschwemmungen durch Rückstau bzw. große Mengen an oberflächlich abfließendem Wasser.

Ill bei der Brücke
Ill bei der Brücke

Die Ill hat im Abschnitt Gemeindegrenze zu Bludesch bis oberhalb der Einmündung des Dabaladabaches die Autobahntrasse in weiten Teilen unterspült und drohte die Erdgashauptleitung zu zerstören.

Entlang der gesamten Gemeindegrenze ist der Illdamm immer wieder beschädigt. Der Illdücker der ARA wurde durch das Hochwasser ebenfalls zerstört. Der Wasserstand der Ill reichte bis knapp unterhalb der Autobahnbrücke über den Dabaladabach. Das führte dazu, dass sich der Dabaladabach so hoch einstaute, dass er große Teile der Lagerflächen des Betonrohrwerkes überflutete.

DIeses Hochwasserereignis hat im ganzen Land riesige Schäden verursacht, im Bregenzerwald, im Montafon, in Frastanz, . . .

Auf Grund dieser Vorkommnisse wurden in den letzten Jahren zahlreiche Tätigkeiten für Regulierungen vorgenommen, damit Schlins vor diesen Katastrophen verschont wird, denken wir an die Regulierung des Tribulanbächleins oder die Arbeiten der Wildbachverbauung am Vermülsbach. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen ihre Wirkung zeigen werden.